Nicht zuletzt die Dankbarkeit für eine „sehr besondere“ Lehrerin hat die drei Schwestern Gabriele Böckelmann, Hanna-Maria Erbacher und Christiane Bornemann – alles Ehemalige – zu einigen Erinnerungen an ihre Schulzeit, vorwiegend in den 60ern, bewogen. Sie berichten:
„Jahrelang war das Gymnasium an der Schulstraße auch eine Art musisches Gymnasium. Das betrifft nicht nur die montags feierlich gestalteten Morgenfeiern (vielleicht ein Relikt aus ,großer Zeit‘?). Wir schildern hier die Jahre etwa zwischen 1959 und 1972.
Es begann mit dem Musiklehrer Lorberg, unter dem ein Schulorchester entstanden war, das immerhin die „Kindersinfonie“ von Haydn aufführte. Ihm ist auch das beliebte und voller Inbrunst gesungene „Ferienlied“ (vor den Sommerferien) zu verdanken. Wer es mitgesungen hat, kann es noch heute!
Vor allem aber ist die „musische Phase“ der außergewöhnlich engagierten Musiklehrerin Sybille Schumann („Billa“) zu verdanken. Mit der Unterstützung von Direktorin Eleonore Siebrecht baute sie ein reges Musikleben an der Schule auf.
Es gab zwei Chöre und zwei Orchesterstunden, jeweils vom Rektorat fest und unumstößlich im Stundenplan verankert. Sybille Schumann verstand es, den größtenteils begeisterten Sängerinnen die große Musikliteratur nahezubringen.
Das Orchester wurde weiter aufgebaut. Zu dem Zweck konnten Musikinstrumente ausgeliehen werden und Frau Schumann unternahm es, qualifizierte Instrumentallehrer an die Schule zu holen. Chöre und Orchester hatten zahllose Auftritte.
Aufführungen wie ein Adventskonzert mit barocken Kantaten in Altenbruch, eine Märchenaufführung „Rumpelstilzchen“ oder die musikalisch vom Orchester begleitete Pantomime „Pantalon und Columbine“ (in Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Wohlfeil) waren Höhepunkte. Das Orchester machte sogar eine Konzertreise nach England (Penzance), für damalige Zeiten etwas ganz Besonderes!
Sybille Schumanns Musikunterricht zeichnete sich besonders aus durch die lebendige Vermittlung der Musikgeschichte. Ihre eigene Begeisterung übertrug sich auf die Schülerinnen. Gesungen wurde immer: Zu den Musikstunden und bei manchen anderen Lehrern auch am Anfang ihres Fachunterrichtes. Dazu gehörte das jährliche „Mai-Singen“, ein Singwettbewerb der verschiedenen Klassen. Regelmäßig organisierte Sybille Schumann Theaterfahrten nach Bremerhaven, wo die Schülerinnen die wichtigsten Opern erlebten – was Cuxhaven nicht bieten konnte.
Unvergesslich blieben die Abiturfeiern: Immer wurde der Bach-Satz gesungen: „Unsre Saat, die wir gesäet…“ (!) und der Einzug der Abiturientinnen geschah zu den Klängen von Mozarts „Marsch der Priester“ (!) aus der Oper „Die Zauberflöte“ oder anderer bekannter Werke. Das fand erst 1972 sein Ende, als die 68er-Generation andere Akzente setzte. Sybille Schumann ist nicht ganz unbeteiligt daran, dass etliche Schülerinnen später die Musik zu ihrem Beruf machten und somit ihre Impulse weiterlebten.“ So weit der Bericht der drei Schwestern.
Auch Laura Lore Horch, geborene Illmer, heute Hannover, kann noch Erinnerungen an das Schulleben beisteuern. Als Elfjährige kam sie 1945 an das damals zunächst von den Engländern besetzte, völlig zerstörte und noch über das Stadtgebiet verteilte Lyzeum Cuxhaven. Sie wohnte damals im Westerwischweg im Hause von Kapitän Löbl. Damals musste jede Schülerin einen Stuhl mitbringen. Als Lehrkräfte sind ihr noch Dr. Bohling und Fräulein Claasen in Erinnerung.
Kurios: Eine Mitschülerin kam gelegentlich mit dem Pferd in die Schule geritten.
Für die Schulspeisung hatten die Mädchen einen eigenen Topf dabei. „Meiner (aus Porzellan) fiel dummerweise aus dem obersten Stockwerk des Schultreppenhauses auf den Boden. Ich durfte bei totaler neugieriger Stille die Scherben aufsammeln! Danach hatte ich nur noch einen Blechnapf“, erinnert sie sich.
„Wir hatten auch jedes Jahr das sogenannte Buschfest mit Musik. Wir marschierten von der Schule aus nach Brockeswalde, wunderbar. Außerdem sang ich im Madrigalchor den 2. Alt. Wir sind in verschiedenen Gaststätten aufgetreten, unter anderem bei ,Eibsen‘, und wir sind auch nach Otterndorf gefahren. Immer ein großes Erlebnis.“
Es war kein leichter Abschied, als ihre Familie 1949 nach Hannover zog. Dort traf sie viele Jahre später ihre Lehrerin Fräulein Claasen wieder, die in einem Altenwohnheim in Hannover-Kirchrode lebte.
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